„Auf deiner Gedenkseite habe ich ein altes Foto von dir in jungen Jahren entdeckt. Das kannte ich noch gar nicht – dein verschmitztes Lächeln hat sich nicht verändert.“

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Kathy Brinkmanngestorben am 18. Oktober 2021

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Liebste Kathy,

heute ist der 31.12.2021. Silvester, der letzte Tag im Jahr 2021. Was für ein Kack-Jahr. Das Jahr in dem wir uns verloren.

Im Frühjahr bekamst du die Diagnose. Du wusstest sofort, was sie bedeutete. Ich bewunderte deine Stärke. Wie du die Chemo ertragen hast, wissend, dass diese nur verlängert. Wie du die Vorbereitungen auf deinen nahenden Tod in Angriff genommen hast. Wie du dich entschieden hast, die Chemo nicht mehr fortzusetzen. Wie du die Entscheidung getroffen hast, ins Hospiz zu gehen, dein vertrautes Zuhause für immer zu verlassen. Wie du wusstest, jetzt ist es soweit, die Kraft reicht nicht mehr.

In den frühen Morgenstunden des 18.10.2021 hat dein Herz aufgehört zu schlagen.

Was wir im Jahr 2021 erlebt haben, wurde in einem Lied von „Tom Liwa und den Flowerpornoes“ aus dem Jahr 1994 vertont. Das Lied trägt nicht umsonst den Namen „Requiem“. Die beste Version des Liedes stammt -natürlich- von unserer Familienband „Kettcar“ aus dem Jahr 2013. Wenn du es dir anhören möchtest, hier der Link: Kettcar - Requiem (Flowerpornoes Cover) (live bei TV Noir) - YouTube. Ich weiß, mit meinen Musik-Tipps konntest du nie wirklich etwas anfangen. Aber vielleicht ist es diesmal anders.

Seitdem du nicht mehr da bist, ist nichts mehr so wie es war. Manchmal hoffe ich, dass du gleich durch die Tür kommst und mit deiner wunderschönen Stimme rufst: "Sugar, ich bin wieder da."

In unserer gemeinsamen Zeit wusste ich, du warst immer für mich da. Und weil du da warst, wusste ich, es ist alles gut und es wird alles gut. Du gabst mir Sicherheit. Jetzt gehe ich durch das Leben, wie barfuß auf Schlick.

Du fehlst mir unendlich. Dein Lächeln, deine Zuversicht, deine Wärme, die Unterhaltungen mit dir und der Austausch über die Belanglosigkeiten des Alltages. Deine Kulturtipps, das Mitziehen in Kunstausstellungen und natürlich deine ständige Suche nach Geheimtipps für unsere Städtetrips. Und so vieles mehr.

Den schönsten und gleichzeitig traurigsten Satz hat deine Mutter gesagt, als sie mich allein an deinem Grab hat stehen sehen: „Kathy und Jens, das gab es nur immer als Einheit, das gehörte zusammen.“ Und jetzt muss ich ohne dich weiterleben. Das fällt mir noch schwer. Es schmerzt zu sehr, dass unsere Einheit zerbrochen ist. Die Zeit heilt alle Wunden? Was für ein Quatsch. Aus heutiger Sicht kann ich mir nicht vorstellen, dass es mal besser wird. Vielleicht will ich es auch garnicht.

Dich verloren zu haben, gehört jetzt zu meinem Leben dazu, so sehr es auch weh tut und mich traurig macht. In deinen letzten Brief hast du mir geschrieben, ich soll den Mut nicht verlieren und du mir wünschst, dass meine Traurigkeit nachlässt. Dass du nur ein Stück vorausgehst und du auf mich wartest.

Ja, das ist schön. Ich freue mich dich wiederzusehen, Kathy, Liebe meines Lebens. Bis bald.