„Auf deiner Gedenkseite habe ich ein altes Foto von dir in jungen Jahren entdeckt. Das kannte ich noch gar nicht – dein verschmitztes Lächeln hat sich nicht verändert.“

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Ruben Lienenlükegestorben am 12. Juli 2015

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Liebe Familie Lienenlüke,

und wieder ist er da, der Tag im Jahr, das eine Datum von 365, welches für immer mit Ruben verbunden sein wird.

In den letzten Jahren hat es an genau diesem Tag sehr, sehr oft geregnet. Heute nicht. Dabei war ich mir felsensicher, dass der Himmel heute weint. Sowas. Ob er sich daran - oh, ich traue es mich nicht zu schreiben (aber ich mache seit meiner ersten Nachricht hier genau DAS, nämlich schreiben, was mir gerade durch den Kopf geht. Denn: Jedes Wort auf genau dieser Seite im großen weiten Internet sollte hier gar nicht stehen, jawoll, diese eine Seite sollte es gar nicht geben.), hat der Himmel sich gewöhnt? Weil es einfach "schon" acht Jahre her ist? Blödsinn. Viel wahrscheinlicher ist der Himmel einfach ausgetrocknet, eben WEIL es schon acht Jahre sind, in denen Euer Ruben fehlt.

Der verdammte Stein in der Hosentasche, er ist noch immer da und wird es für immer sein. Die Zeit heilt nämlich gar nichts. Wie soll sie denn auch eine offene Wunde schließen? Tsstssstssss.

Während ich hier tippe, zockt Lasse mit seinen Kumpels und wie so oft - wenn ich ganz fest an Euch denke - wünschte ich, unsere Jungs würden sich virtuell die dollsten Kämpfe liefern. 15 ist wohl so ein Alter, da rücken wir Mamas (und Papas) langsam in den Hintergrund, die Clique übernimmt. Seit gestern hat er den halben Mopedführerschein, die Theorie fehlt noch, dann fährt er nicht mehr schwarz. An meinem hoffentlich-passiert-nix-Grundgefühl verändert sich dadurch rein gar nichts. Der Lappen ist keine Garantie für Unversehrtheit, das wäre zu einfach und schön. Prüfung, Unterschrift drunter, Stempel... ach, neee, inzwischen gibt es bestimmt das Plastikkartenformat. Auch das schützt nicht vor allen Gefahren der Welt.

Wie oft ich an Euch denke. In den letzten Monaten in sehr regelmäßigen Abständen, da ich nun alle zwei Wochen für ein paar Tage in Bielefeld bin. Und dann wieder so aus dem Nichts, wenn ich zum Beispiel grünen Nagellack sehe.

Über diesen Textfeld steht "Tragen Sie eigenen Text ein oder wählen Sie ein Zitat aus unserer Sammlung." Heute schau ich mir die Zitate an und finde "Alles verändert sich, aber dahinter ruht ein Ewiges." Das passt, Denn verändern tut sich eine Menge - das ist wohl der Lauf der Zeit. Aber auf ewig bleibt der Stein in der Hosentasche. Und die Erinnerung an Marmeladenglasmomente, von denen Ihr mit Eurem großen Sohn und Bruder viel zu wenige hattet. Sonja, ich war bei meinem letzten Bielefeldbesuch an einem Abend in Lemgo. Und habe kaum etwas wiedererkannt. Ok, das Bunsenheim steht noch, aber der Rest? Hab mich plötzlich alt gefühlt. Da bleib ich lieber in Bielefeld und vielleicht treffen wir uns dann bei einer der nächsten Gelegenheiten?

Aber weisste was? Ganz egal ob in Bielefeld oder im Herzen: Auch nach acht Jahren und auch in den nächsten achtzig Jahren :-) bin ich für Dich da, das weißt Du.

Leider hat unser Bäcker im Dorf seinen Laden geschlossen, es gibt keine Kakaoschnecken mehr, die wir Euch hier anbieten könnten. Noch so eine Veränderung. Aber falls Ihr in der Nähe seid, finden wir eine Alternative - auf die Schnecken kommt es ja auch gar nicht wirklich an, nicht wahr? Das ist ja nur Schnickschnack, in Wirklichkeit zählt das Zusammensein.

Und ich wünschte, Ihr vier wärt seit Joschos Geburt als Familie zusammen. Unverändert.

Ich umarme Dich und Deine Jungs - alle drei - so fest es geht. Bis ganz bald, in echt.

Deine Steffi mit dem Rest der Leibolds